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Titel
Strabons Geographika. mit Übersetzung und Kommentar. Buch XIV – XVII: Kommentar [Band 8]


Herausgeber
Radt, Stefan
Erschienen
Göttingen 2009: Vandenhoeck & Ruprecht
Anzahl Seiten
VI, 556 S. + 2 Kt.-Beil.
Preis
€ 198,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Eckart Olshausen, Historisches Institut, Universität Stuttgart

Zu besprechen ist hier der achte Band der von Radt auf zehn Bände angelegten textkritischen und philologisch kommentierten sowie ins Deutsche übersetzten Edition von Strabons Geographika. Erschienen sind bereits die Bände 1 bis 4 (2002 bis 2005) mit dem gesamten griechischen Strabontext unter Einschluss eines textkritischen und eines Testimonien-Apparats und der deutschen Übersetzung sowie die Bände 5 bis 7 (2006 bis 2008) mit dem Kommentar zu Strabons Büchern 1 bis 13. Der achte Band der Radtschen Ausgabe umfasst die Bücher 14 bis 17. Außerdem ist kürzlich schon der Band 9 (2010) mit der Transskription der Strabon-Epitome des 14. Jahrhunderts und der Strabon-Chrestomathie des 9. Jahrhunderts erschienen. So steht nur noch der Band 10 mit verschiedenen Registern zur gesamten Edition aus.

Zur Qualität des von Radt auf der Grundlage von Aubrey Dillers umfassender Darstellung der strabonischen Textüberlieferung 1 völlig neu erstellten Textes und seiner Übersetzung hat man bereits verschiedentlich Stellung genommen.2

Im Buch 14 lässt Strabon den zweiten Teil seiner Beschreibung von Kleinasien auf die in Buch 13 (Band 7) bereits abgehandelte Schilderung der kleinasiatischen Nordwestküste folgen mit Ionia und Karia samt Rhodos und Kos, dann Lykia, Pamphylia und Kilikia samt Kypros. Dazu gehört das Kartenbeiblatt Nr. 14 aus dem Band 7; auch für den Band 8 ist im Inhaltsverzeichnis ein Kartenbeiblatt für Kleinasien angekündigt – unter der Nr. 15, die es hier aber nicht gibt; der Leser hat letzten Endes auch kein Problem, wenn ihm der Band 7 mit der Karte Nr. 14 zur Verfügung steht.

Im Buch 15 behandelt Strabon jetzt vom äußersten Osten her zuerst Indien – übrigens wegen der ungenügenden Quellenlage nicht ohne größte Bedenken. Dann folgen die Ariana, Karmania und die Persis. Dazu bedient man sich des Kartenblatts Nr. 16. Im Buch 16 folgen Mesopotamien, Syrien, Arabien und das Rote Meer, wohin Strabon wohl 25/24 v.Chr. (nach Radt 26/25 v.Chr.) den Praefectus Aegypti L. Aelius Gallus auf einem Feldzug begleitet hatte (16,4,22-24, C. 780-782; vgl. das Kartenbeiblatt Nr. 17 3). Im Buch 17 ist inklusive Ägypten (17,1,1-54, C. 785-821 mit Kartenbeiblatt 18a) die ganze nordafrikanische Küste (17,2,1-5 und 3,23 C. 821-838 mit Kartenbeiblatt 18b) beschrieben. Wie der Abriss über die Geschichte des Römischen Reichs am Ende des sechsten Buchs (6,4,2, C. 286-288) fällt auch am Ende des 17 Buchs (17,3,24f., C. 339f.) der Abriss über die Verwaltung des Römischen Reichs unter Augustus thematisch deutlich aus dem Rahmen der Geographika.

Benutzerfreundlich wie die Übersetzung in den Bänden 1 bis 4 ist auch der entsprechende Kommentar, dessen Nutzung nicht nur dem Fachmann hilfreich ist, sondern auch dem interessierten Laien in großen Teilen anempfohlen sei. Eine Einschränkung vielleicht: Radt achtet im Text und in der Übersetzung sorgfältig auf die Kombination der Kapitel- mit der Casaubonus-Zählung. Dieses Prinzip verlässt er jedoch im Kommentar – wer also ausschließlich mit der Kapitel-Angabe in den Kommentar einsteigen will, hat seine Schwierigkeiten.

In seinem Kommentar befasst sich Radt besonders mit textkritischen, philologischen und interpretatorischen Fragen, und in dieser Beziehung kann man ihm vertrauen. Wo aber der Text den Klassischen Philologen auf historische, archäologische und ausgesprochen geographischen Fragen führt, da zeigt sich Radt gut beraten, über orientierende Hinweise nicht hinauszugehen und dem Leser die jeweils kompetente Literatur zu nennen.

Die Kartenblätter im Rückendeckel der Bände 5 bis 8 sind Faltkarten auf nicht besonders starkem Papier, die in öffentlichen Bibliotheken sehr bald im Zuge der Benutzung Schaden leiden dürften; sie aber auf Leinen aufzuziehen ist insofern schwierig, als sie zum größten Teil (Nr. 5 bis 18b; Nr. 15 fehlt, wie gesagt) doppelseitig bedruckt sind. Die Karten verzeichnen nicht etwa sämtliche geographischen Angaben des Strabon-Textes und schon gar nicht in der von Strabon verwendeten Form, sondern sind offensichtlich nur zur allgemeinen Orientierung bei der Lektüre des Textes gedacht, was sie auch leisten.

Mag man auch manche Kritik an Details dieser monumentalen Werksausgabe für sinnvoll erachten, unbestreitbar ist das große Verdienst, hier den Plan eines kommentierten Strabon-Texts samt Übersetzung zu einem befriedigenden Ziel geführt zu haben – eine Leistung, die schon mehrfach angegangen, aber nie realisiert wurde 4.

Anmerkungen:
1 Aubrey Diller, The Textual Traditions of Strabo’s Geography, with appendix: The Manuscripts of Eustathius' commentary on Dionysius Periegetes, Amsterdam 1975.
2 Vgl. u.a. etwa Sarah Pothecary (Bryn Mawr Classical Review 2003.07.08) zu Strab. 1-4; Johannes Engels (Klio 87, 2005, S. 270-271) zu Strab. 5-8; Margarethe Billerbeck (Museum Helveticum 64, 2007, S. 233-234) zu Strab. 9-13; Peter C. Nadig (Bryn Mawr Classical Review 2006.12.24) zu Strab. 14-17.
3 Vgl. dazu auch: Anne-Marie Wittke / Eckart Olshausen / Richard Szydlak, Historischer Atlas der antiken Welt, Stuttgart 2007, S. 6-9.
4 Vollständige kritische Textausgaben aus dem 19. Jahrhundert sind von der Forschung überholt (vgl. Strabonis Geographica; recensuit, commentario critico instruxit Gustavus Kramer, Berlin 3 Bde., 1844-1852; Strabonis Geographica, recogn. August Meineke; 3 Bde., Leipzig 1852-1853); dasselbe gilt für ältere Übersetzungen ins Deutsche (vgl. Strabo, Erdbeschreibung in siebzehn Büchern, verdeutscht von Christoph Gottlieb Groskurd; 4 Bde., Berlin, Stettin 1831-1834; Strabo’s Geographie, übers. von Karl Kärcher; 12 Bde., Stuttgart 1829-1836; Strabos Erdbeschreibung, übers. u. durch Anm. erl. von Albert Forbiger, Stuttgart 1856-1862). Mehrere neuere Gesamtausgaben sind schließlich doch (noch) nicht abgeschlossen worden (Strabons Geographika in 17 Büchern, Text, Übers. und Anm. von Wolfgang Aly; 2 Bde., Bonn 1968-1972: Bücher 1-6; Strabonis Geographica, Franciscus Sbordone recensuit; 3 Bde., Rom 1963-2000: Bücher 1-9; Strabon, Géographie, texte établi et trad. par. Germaine Aujac, Raoul Baladié et François Lasserre; 6 Bde., Paris 1966-2003: Bücher 1-9).

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